Liebe Mitglieder, liebe Mountainbiker in der Region,

wie einige von euch sicherlich mitbekommen haben, wurden in den letzten Wochen Kontrollen im Aachener Wald vom Forstamt und der Polizei durchgeführt. Der Fokus der Kontrollen lag vor allem auf dem Befahren der nicht offiziellen Trails im Aachener Wald mit dem Fahrrad. Dabei kam es sowohl zu Verwarnungen als auch zu Bußgeldstrafen. Wir möchten euch im Folgenden daher über die aktuelle Lage im Aachener Wald informieren.   

Warum werden Mountainbiker überhaupt im Wald kontrolliert?

Um diese Frage zu beantworten, muss das Landesforstgesetz von NRW betrachtet werden. Demnach ist das Betreten des Waldes zum Zwecke der Erholung auf eigene Gefahr gestattet. Dies gilt sinngemäß auch für das Radfahren auf Straßen und festen Wegen. Das bedeutet, dass Mountainbiken im Wald prinzipiell erlaubt ist. Allerdings mit Einschränkungen hinsichtlich fester Wege. Die Deutsche Initiative Mountainbike e. V. (DIMB) hat hierzu bereits einige nützliche Informationen hinsichtlich der Rechtslage in NRW zusammengefasst.  

Ob es sich bei den Aachener Trails nun um feste Wege handelt, ist aus unserer Sicht nun immer noch nicht vollständig geklärt. Spätestens nach einigen Regenfällen sind die meisten der Trails sicherlich nicht mehr als fest einzustufen. Zudem kommt aus Sicht des Forstamts bzw. der Stadt hinzu, dass eine Vielzahl der Trails mutmaßlich von Mountainbikern angelegt worden ist und diese somit keine offiziellen Wege darstellen. Das Forstamt Aachen gibt dazu folgende Auskunft: 

Es sind keine Wege/Trails für Mountainbiker an sich gesperrt, sondern es ist generell das Radfahren abseits von Straßen und festen Wegen im Wald verboten (Landesforstgesetz NRW § 2 Abs. 2). 

Die meisten „Trails und Hindernisstrecken“, die in vielen Internetforen und Internetseiten beworben werden, sind wild und somit illegal entstanden, einfach durch regelmäßiges Befahren und gehören damit nicht zum offiziellem Wegenetz im Aachener Wald.” (Forstamt Aachen)

Aber warum wurde nun in den letzten Wochen vermehrt kontrolliert? Auf Nachfrage beim Forstamt, mit dem wir insbesondere hinsichtlich des Bikeparks eine sehr gute Zusammenarbeit pflegen, wurde auf vermehrte Beschwerden von anderen Waldnutzern hingewiesen. Diese Beschwerden beziehen sich vor allem auf die gestiegene Anzahl an neuen inoffiziellen Trails, die von den Mountainbikern genutzt werden. Das Forstamt Aachen hat uns auch hierzu eine Rückmeldung gegeben:

“Es ist nichts Neues, dass wir seit Jahren versuchen auf unterschiedliche Art und Weise (Aufklärung/Information, Zuwerfen verschiedener illegaler Trails (speziell Mountainbiketrails) und als letztes leider auch aktive Kontrollen) die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben an die unterschiedlichsten Waldnutzerinnen und -nutzer heranzutragen. Seit 2017 sitzen wir mit Vertretern u. a. Ihres Vorstandes an einem Tisch und treffen uns auch hier und da vor Ort im Wald und klären sowohl über gesetzliche Vorgaben, aber auch über die entstehenden Probleme, die sich draußen im Wald durch das illegale querfeldein Fahren ergeben. Auch dass wir immer wieder mal Kontrollen durchführen, ist nichts Neues. Bei unseren Kontrollen wird jegliches ordnungswidrige Verhalten geahndet und mit einem Verwarnungsgeld belegt, dies schließt z.B. auch Reiten auf Nichtreitwegen, Reiten ohne gültige Plaketten, freilaufende Hunde im Bestandesinnern, aber natürlich auch das illegale Mountainbiken abseits offizieller Wege ein.

Zudem sprechen wir auch MountainbikerInnen auf festen (erlaubten) Wegen an und klären aus rechtlicher und fachlicher Sicht auf, wie man sich als Radfahrer im Wald zu verhalten hat und warum (z.B. Beunruhigung des Wildes, gerade kurz vor der Brut- und Setzzeit, Schäden an Bodenvegetation und dadurch Bodenerosion, etc.) und bitten darum, die festen Wege nicht zu verlassen. Wir weisen bei dieser Gelegenheit auch offen auf die intensiveren Kontrollen im Wald hin. 

Dass wir z. Zt. wieder häufiger unterwegs sind, hat u.a. damit zu tun, dass vermehrt Beschwerden von anderen Waldnutzern und von Mitgliedern der Naturschutzverbände bei uns eingehen. Zusätzlich fällt auf, dass wir immer häufiger mit Tagestouristen aus den Nachbarländern zu tun haben, die sich teilweise extrem rücksichtslos gegenüber anderen Erholungssuchenden benehmen. Sie geben offen zu, dass Sie hier fahren, weil es Ihnen empfohlen wurde und weil die Verwarnungsgelder in Ihren Ländern deutlich höher seien als in Deutschland.

Ein weiterer Grund für die häufigeren Kontrollen sind die vielen neu entstandenen und immer wieder neu entstehenden Trails. Diese Umweltzerstörung fällt auch den Waldbesuchern auf, die sich dann beim Gemeindeforstamt, beim Ordnungsamt oder der Unteren Naturschutzbehörde melden.

Und unser altes Problem existiert weiterhin: Durch die MTB-Trails entstehen Gefahrenpunkte, insbesondere an den Kreuzungspunkten von Trails zu Fuß-/Reitwegen.

Diese Entwicklung kann die Stadt Aachen nicht akzeptieren und nicht dulden. Daher unsere erhöhte Präsenz im Wald.” (Forstamt Aachen)

Aus unserer Sicht ist die aktuelle Situation zum einen darauf zurückzuführen, dass die meisten Trails aufgrund der fehlenden Vegetation auch von den breiten Forstwegen sehr gut einsehbar sind. Erschwerend kommt hinzu, dass diese auch bei den sehr feuchten Verhältnissen der letzten Wochen und Monate intensiv befahren worden sind und sich neben den ursprünglichen Linien oft neue alternative Linien (Shortcuts) und tiefe Bremsrinnen gebildet haben. Dies wiederum hat dazu geführt, dass die Trailbreite an vielen Stellen von ursprünglich ca. 40 Zentimetern auf teilweise mehrere Meter gewachsen ist. Weiterhin wurde an vielen Stellen auf den Trails gebaut, sodass zum Beispiel neue Sprünge und entsprechende Erdmulden zur Materialentnahme entstanden sind.

Zum anderen ist sowohl die Anzahl an Mountainbiker als auch der anderen Waldnutzer nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie stark angewachsen, was wiederum zu einem prinzipiellen Anstieg des Konfliktpotentials zwischen den einzelnen Waldnutzern geführt hat. Hierzu hatten wir unsere  Vereinsmitglieder bereits im letzten Jahr aus gegebenem Anlass informiert und auf ein respektvolles und positives Miteinander im Aachener Wald hingewiesen.

Wie geht es nun weiter? 

Das Forstamt hat uns auf unsere Anfrage mitgeteilt, dass auch in den nächsten Wochen mit weiteren Kontrollen zu rechnen sei. Das ist für uns sicherlich eine sehr unbefriedigende Nachricht, vor allem auch deswegen, weil es aufgrund der temporären Schließung des Bikeparks keine Alternative gibt, um ein abfahrtsorientiertes Mountainbiken legal auszuüben. Die Gesamtsituation bestätigt uns aber in unserer Entscheidung, weiter aktiv an der Realisierung eines offiziellen, umfangreichen und attraktiven Mountainbike-Trailnetzes im Aachener Wald zu arbeiten.   

Aktueller Stand zum Projekt der Städteregion Aachen zur Entwicklung eines MTB-Wegenetzes

Die Städteregion Aachen hat im Rahmen des Regionalen Wirtschaftsförderungsprogramms (RWP) Fördergelder für das Projekt „Erlebnisraum Aachen/Eifel“ beantragt und bewilligt bekommen. Neben dem Ausbau des Trekkingradfahrens im ersten Teil des Projektes wird im zweiten Teil ein Fokus auf den Bereich Mountainbike gelegt. Dies beinhaltet die Ausarbeitung eines Konzeptes für ein MTB-Wegenetz im gesamten Bereich der Städteregion. Die Erarbeitung dieses Konzeptes erfolgt durch die Agentur Absolut GPS. Wir stehen als Verein in engem Kontakt zur Städteregion und Absolut GPS, und möchten euch nun zum aktuellen Stand des Projektes informieren und erklären, warum wir uns dort engagieren.

In dem Projekt soll ein Konzept erarbeitet werden, wie bestehende Wege unter Einbindung von interessanten Orten (Points of Interest) zu einem attraktiven Wegenetz für Mountainbiker genutzt werden können. Das bedeutet zunächst einmal, dass keine neuen Wege dafür erschlossen werden. Wir als Verein möchten uns allerdings dafür einsetzen, dass bei der Konzeptfindung für den Aachener Stadtwald eine möglichst attraktive Streckenführung realisiert wird. Dazu haben wir und einige aktive Mitglieder bereits einige Vorschläge erarbeitet.  Wir sehen die folgenden Vorteile in einem attraktiven MTB-Wegenetz:

  • Ein Teil der Mountainbiker kann auf diese Strecken gelenkt werden, was zu einer Entlastung anderer Strecken führen kann
  • Diese Strecken können offiziell gepflegt werden; der Erosion und der Abnutzung kann offiziell entgegengewirkt werden
  • Mountainbiker müssen für das Befahren keine Verwarnungen und Bußgelder befürchten
  • Es gibt eine nicht vernachlässigbare offizielle Anerkennung des Bedarfs zur Ausübung des Mountainbike-Sports über den Bikepark hinaus

Einer möglichen „Ghettoisierung“ durch ein solches Streckennetz könnte zum Beispiel durch ein Shared-Trails-Konzept entgegengewirkt werden, sodass – wo möglich – auch andere Waldbesucher die Wege gemeinsam nutzen. Die Befürchtung einer weiter steigenden Anzahl von Mountainbikern im Aachener Stadtwald ist aus unserer Sicht auch ohne Etablierung eines offiziellen Streckennetzes zu erwarten. Dies sehen wir jedoch nahezu unabhängig von der Etablierung eines offiziellen Streckennetzes, da der Mountainbikesport auch in Zukunft weiter an Beliebtheit gewinnen wird – insbesondere auch durch den Boom an E-Bikes bedingt. Ein offizielles Wegenetz würde hier die oben genannten Vorteile bringen. Insbesondere die dadurch entstehenden Möglichkeiten zur Pflege der Strecken bieten aus unserer Sicht einen großen Vorteil. Die Berücksichtigung der gesamten Städteregion bei der Konzepterarbeitung bietet zudem auch die Option, längere attraktive Touren bis in die Eifel zu etablieren und somit vor allem an den Wochenenden den Aachener Stadtwald etwas zu entlasten. Zu guter Letzt ermöglicht es uns auch als Verein, offizielle Touren und Veranstaltungen auf den Strecken durchzuführen und ein breiteres Angebot für unsere Mitglieder, insbesondere auch für die Kinder und Jugendlichen, zu schaffen und somit für eine nachhaltige Nachwuchsgewinnung zu sorgen. 

Aktuell warten wir noch auf das positive Votum der Aachener Politik, damit die StädteRegion mit der Planung für den Aachener Stadtwald starten kann. Ein positives Votum schafft zunächst eine Grundlage, über die man mit den verschiedenen Gremien diskutieren kann. Zu betonen ist, dass Kosten für die Planung und eine mögliche Umsetzung für die Stadt Aachen nicht anfallen. Diese werden durch die Fördergelder der StädteRegion Aachen getragen.

Was könnt ihr selbst tun?

Wir arbeiten als Vorstand und mit den aktiven Vereinsmitgliedern an einer nachhaltigen Weiterentwicklung des Mountainbikesports in der Region. Um die Gesamtsituation weiter zu verbessern, könnt ihr aber auch selbst aktiv mitwirken.

So legt bitte weder selbstständig neue Trails an, noch nehmt Baumaßnahmen auf aktuellen Trails vor, sodass kein zusätzliches Potential für weitere Beschwerden aufkommen kann. Verhaltet euch rücksichtsvoll und freundlich im Sinne unserer Initiative Respektvoll Miteinander.

Wer den Drang verspürt Trails und Hindernisse zu bauen, der kann dies gerne als Vereinsmitglied ganz legal in unserem Bauteam tun. Einfach kurz per E-Mail melden unter bau@gelaendefahrrad-aachen.de. 

Falls ihr selbst Fragen, Anregungen oder auch Interesse und Zeit habt, uns konstruktiv zu unterstützen, schreibt uns einfach eine Mail an stadt-politik@gelaendefahrrad-aachen.de. Wir freuen uns über jeden Mitstreiter.    

Bis dahin wünschen wir euch viel Spaß auf dem Fahrrad!

Euer Vorstand vom Geländefahrrad Aachen e.V. 

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